Rund 650 Frauen sind am Samstag in die Burgstadt Hilpoltstein gekommen, um ihre diesjährige Diözesan-Frauenwallfahrt – die anlässlich des 100-Jährigen Bestehens des Hilpoltsteiner Zweigvereins im KDFB (Katholischer Deutscher Frauenbund) – Hilpoltstein zum Ziel hatte. Nach einer Besichtigung der Hilpoltsteiner Stadtpfarrkirche, die Johannes dem Täufer geweiht ist, begaben sich die Teilnehmerinnen zur Stadthalle, wo der letzte Abschnitt der Wallfahrt begann.
Begleitet von der Hilpoltsteiner Stadtkapelle zogen die Wallfahrerinnen mit Gesang und Gebeten zur Stadtpfarrkirche. Unterbrochen wurde die Wallfahrt an mehreren Stationen, an denen Gebete und Impulse zu Themen von Maria, der Mutter von Jesus, Maria von Magdala sowie von Ellen Ammon, einer der Mitbegründerinnen des katholischen Frauenbundes in München und Fürbitten gebetet wurden. In der Stadtpfarrkirche wurde mit dem Eichstätter Bischof Gregor-Maria Hanke ein Pontifikalgottesdienst gefeiert.
Nach dem feierlichen Einzug der Fahnen und des liturgischen Dienstes zeigte sich Hilpoltsteins Stadtpfarrer Franz-Josef Gerner erfreut, dass so viele Frauen aus dem gesamten Bistum Eichstätt den Weg nach Hilpoltstein gefunden haben und die Kirche nahezu bis auf den letzten Platz gefüllt sei. Bischof Hanke betonte zu Beginn des Gottesdienstes, dass mit dem Fest Kreuzerhöhung der Tag der Wallfahrt sehr gut gewählt worden sei, seien es doch Frauen gewesen, die beim sterbenden Jesus unter dem Kreuz ausgeharrt haben. Frauen seien es auch, die die Kirche bewegen würden. Dies habe bereits mit Maria, der Mutter von Jesus begonnen und sei über Maria von Magdala bis Ellen Ammon, einer der Gründerinnen des Münchener Frauenbundes gegangen.
In seiner Predigt betonte Bischof Gregor-Maria Hanke, dass Frauen, ob der vielen Skandale in der Kirche, möchten, die Strukturen der Kirche zu verändern. Hierzu müsse man zwar nicht unbedingt die Machtverhältnisse und die der Ämter neu organisieren, da eine Öffnung dahingehend diese Probleme auch nicht unbedingt lösen würde und vermutlich auch nicht mehr Gläubige in die Kirchen bringen würde. Nicht alles lasse sich mit dem Glauben vereinbaren. Für Papst Franziskus liege die Erneuerung der Kirche in einer Neu-Evangelisierung, die auch mit dem heutigen Evangelium vereinbar sei. Jesus sagt: „Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch – bleibt in meiner Liebe“. Dies zeige schon, dass man alles in der Liebe Gottes tun solle. Die Krise in der Kirche – in allen Kirchen – sei eine Krise im Kern des Glaubens, die nur durch die Hoffnung auf eine Neu-Evangelisierung gelöst werden könne.
Die Kirche habe sich in ihrer Geschichte bereits immer wieder erneuert. Hanke betonte weiter, dass alle mehr Anteil aneinander nehmen müssten und nicht nur nebeneinander leben sollten. Die Gläubigen sollten Zeugnis geben, da nicht die Priester, sondern alle Getauften die Kirche darstellen würden. Jeder Getaufte sei ein geistiger Bau und ein heiliges Priestertum. Auch der Dienst des Bischofs fuße auf das Priestertum der Getauften.
Die Frauen, besonders die, die sich im Katholischen Deutschen Frauenbund organisiert hätten, würden den evangelisierenden Dienst in der Kirche enorm bereichern. Sie bewegen – und bauen somit stets an der Erneuerung ihrer Kirche mit.
Mit den Worten: „Danke für allen ihren Einsatz zum Wohle der Kirche“ beendete Bischof Gregor-Maria Hanke seine Predigt.
Am Ende der Heiligen Messe und vor dem Schlusssegen dankten die Vorsitzende des Diözesan-Frauenbundes, Walburga Kretschmeier und Bischof Hanke besonders dem neuen Geistlichen Beirat, Diakon Dr. Anselm Blumberg – der dieses Amt erst seit zwei Wochen ausübe – und dem priesterlichem Dienst, sowie der musikalischen Begleitung mit Orgel und Sologesang sowie den MinistrantInnen für die Gestaltung der Heiligen Messe und lud alle Anwesenden zum Ausklang der Wallfahrt zu Kaffee und Kuchen in die Stadthalle ein.
In seinem Grußwort betonte der neue geistliche Beirat, dass es für ihn eine große Ehre sei, so kurz nach der Übernahme dieses Amtes, hier sein zu dürfen. Blumberg betonte weiter, dass er dieses Amt – nachdem er von Bischof Hanke gefragt worden sei – gerne und ohne groß darüber nachzudenken, übernommen habe. Schon in seinem vorhergehenden Beruf – in dem er unter anderem auch bei der Kirchenzeitung in Eichstätt beschäftigt war – habe er sich stets bemüht ein „Helfer der Freude“ zu sein.
Barbara Bagorski, Diözesanrätin im Bistum Eichstätt stellte in ihrem Grußwort einige Frauen, die in der Nachfolge von Jesus gelebt haben, vor. Sie rief die Anwesenden auf, die Kirche weiterhin aktiv zu gestalten. Frauen seien vom bischöflichen Ordinariat bis hin zu den Pfarreiengemeinschaften in der Kirche organisiert. Leider sei bei ihrem Dienst und ihrem Engagement nicht immer die nötige Wertschätzung vorhanden. Doch sollten sich alle bemühen, eine gemeinsame Verantwortung und die Basis eines gemeinsamen Weges zu finden.
Die Referentin für die Frauenseelsorge im Bistum Eichstätt, Martha Gottschalk, sagte in ihrem Grußwort, dass Frauen die Kirche schon immer mit großer Ehrfurcht geprägt hätten. Seit knapp einem Jahr prägten ein 15-Jähriges Mädchen wie Greta Thunberg mit ihrem Kampf für ein besseres Klima, oder die deutsche Kapitänin Carola Rackete, die sich entgegen aller Vorschriften und auf die Gefahr einer Verhaftung und einer daraus folgenden Gefängnisstrafe für aus dem Mittelmeer gerettete Flüchtlinge eingesetzt haben, die Schlagzeilen der Weltnachrichten. Martha Gottschalk rief die Anwesenden auf, ihre Stimme für die Gerechtigkeit zu erheben, denn „Frauen bewegen sich – und damit auch die Welt!“
Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl zeigte sich erfreut, dass viele der heutigen Besucherinnen schon im Juni in Hilpoltstein beim 100-Jährigen Jubiläum des KDFB gewesen seien. Mahl betonte weiter, dass diese Wallfahrt wichtig sei, um zu einer inneren Ruhe zu kommen. Außerdem sei es wichtig, dass sich Frauen als Teil dieser Stadt – nicht nur in der Kirche – sondern in vielen Bereichen als treibende Kraft einsetzen. Zum Schluss seines Grußwortes lud Mahl die Teilnehmer der Wallfahrt ein, einmal wieder nach Hilpoltstein zu kommen.
Edeltraud Stadler, die stellvertretende Landrätin war überzeugt, dass die vielen Teilnehmerinnen heute einige schönen Stunden in Hilpoltstein und damit auch im Landkreis Roth verbracht haben. Mit einem Gedicht, in dem es heißt, dass ein Lächeln alle Herzen öffne und die Welt gesund macht, beendete Stadler ihr Grußwort und fügte hinzu: Ein Lächeln ist von Gott gegeben: Täglich lächeln macht alle gesund.
Zum Schluss der Veranstaltung dankten die Diözesan-Vorsitzende Walburga Kretschmeier und deren Stellvertreterin Renate Seis der Vorsitzenden des Hilpoltsteiner Zweigvereins, Marianne Herzog mit einem kleinen Geschenk für die Durchführung der Diözesan-Frauenwallfahrt.
Text: Rudolf Heubusch